Faszination des Ballonfahrens

Scheinbar losgelöst von Himmel und Erde, schwereloses Dahinschweben wie eine Wolke im luftigen Element über die Weiten der Mutter Erde, dem endlosen Horizont entgegenfahrend, nur der Richtung des Windes gehorchend.

Ballonfahren ist die unbegrenzte Idee der Freiheit !

Die „Ballonitis“ ist eine ansteckende Verrücktheit, der man schon während seiner ersten Ballonfahrt verfällt. Sie entspricht dem Wunsch der Menschheit, sich vom Joch der irdischen Schwere zu befreien. Ein süsser Wahnsinn, mit nichts in der Welt zu vergleichen ! Ein Hauch von Abendteuer, gleichsam eine Kostprobe der „grossen Freiheit“, den alltäglichen Beschränkungen und dem Alltagstrott zu entfliehen, ein Genuss des freien Schwebens mit dem unbeschränkten Blick nach allen Himmelsrichtungen, die Erfüllung eines schon fast vergessenen Menschheitstraums.

Die Zeit scheint still zu stehen. Aeronauten „leben“ länger, leben viel intensiver, sie sind keine gewöhnlichen Menschen. Sie haben den Ruf, Meister der ritterlichen Geste zu sein. Dem Adler folgend suchen sie die Weiten des Himmels auf und berühren glückselig das Antlitz der ersehnten Unendlichkeit.

Früh, viel zu früh, lange vor Sonnenaufgang, kriecht man mit der „Ballonitis“ aus den Federn und schaut mit einem Auge nach dem rechten Wetter. Wenn der abgeschenkelte kleine Finger keinen Wind verspürt und funkelnde Sterne am Himmel einen schönen Morgen versprechen, trinkt man rasch eine Tasse Kaffee, schlüpft in die strapazierfähige Bekleidung eines Wanderers, klemmt sich hinter das Steuer und fährt los mit der „Kiste“. Denn die eingeschworenen Ballönler haben eine Verabredung mit der Sonne, um sie in der Luft zu begrüssen und das faszinierende Schauspiel ihres Hervorschwebens aus dem Rande der Welt vom „schönsten Logenplatz am Himmel“ zu bewundern und zu feiern. Denn Geist, Körper und Seele sehnen sich danach, geläutert zu werden.

Ballonfahren ist Freiheit ! Der Ballon ist das älteste und immer noch schönste Luftfahrzeug der Welt. Aber er bedeutet auch harte Arbeit ! Man hat zu schleppen und zu heben, auszupacken und Seile zu halten, einzupacken und hineinzustopfen.

Ballonfahren ist das herrlichste Gefühl einer echten Zusammengehörigkeit. Es bedeutet selbstlose Freunde auf der ganzen Welt, kameradschaftliche Hilfsbereitschaft in allen Lebenslagen, Freude am Leben, Freude am Glücklichmachen der im Korb mitgenommenen Passagiere und Freude an einem wohlverdienten Schluck Wein oder Bier nach einer gelungenen Landung. Diese Art der Fortbewegung strahlt noch heute eine eigenartige Faszination aus und sichert ihre treue Anhängerschaft. Ballonfahren hat keinen bindenden Fahrplan. „Schönes Wetter“ ist nicht gleichbedeutend mit idealen Fahrbedingungen. Wetter, Wind, Pilot und „Petrus“ müssen einig sein, um über den Start zu entscheiden. Sollten Sie das Glück haben, an einer Ballonfahrt teilzunehmen, dann denken Sie bitte daran. Und bringen Sie zum Start immer gute Laune mit, denn Ballonfahrer mögen keine griesgrämigen Zeitgenossen. Und wenn es dann tatsächlich losgehen sollte, packen Sie tüchtig an beim Aufrüsten, erleben Sie die Kraft des Feuers und lassen Sie sich entführen in das Traumland der Lüfte und der beflügelten Fantasie.

Ballonfahren ist auch Pflege der Besonnenheit und der menschlichen Kontakte. Einen Ballon einmal aus der Nähe zu sehen bedeutet für die meisten Leute bereits ein grosses Erlebnis. Oft ist der Ballon nur kurz in der Luft und schon kreist und landet dieser bei total fremden Bauern, die stundenlang bewirten und reizende Plaudereien entwickeln. Viele bleibende Bekanntschaften sind dadurch entstanden. Beim Ballonfahren ist alles per „Du“. Das ist alte Tradition und fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl. Hoffentlich auch mit Dir, lieber Leser und zukünftiger Ballonenthusiast ! Willkommen an Bord !

Der Heissluftballon

Er wurde von den Gebrüdern Montgolfier erfunden, weshalb er auch Montgolfière genannt wird. Die Familie Montgolfier betrieb eine Papierfabrik, deshalb wurde auch die erste Hülle aus Papier hergestellt.

Bemerkenswert ist, dass die beiden Brüder keine Wissenschaftler waren. Die ersten Versuche machten Sie mit unbemannten Ballonen in Annonay (F) um 1783, was in ganz Frankreich grosses Aufsehen erregte.

Die heisse Luft wurde erzeugt, indem Stroh vermischt mit Schafwolle unter einem Gerüst über dem die Hülle aufgehängt war, verbrannt wurde bis der Ballon abhob. Auch während der Fahrt musste zur Erhaltung der Temperatur (und damit zum Auftrieb des Ballones) ständig diese Mischung nachgeheizt werden. Wolle wurde zugesetzt, wenn das Abbrennen des Strohs gebremst werden musste. Da die Hülle nur aus juteverstärktem Papier bestand, kam es nicht selten vor, dass die Heissluftballone verbrannten.

Deswegen gerieten sie auch wieder in Vergessenheit. Erst als es gelang, schwer entflammbare Hüllen und betriebssichere Brenner herzustellen, nahm der Heissluftballon seinen grossen Aufschwung. Heute werden die Brenner mit flüssigem Propan betrieben und die Hüllen sind aus beschichtetem Nylon oder Polyester.